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Einsatzleitplatz der Leitstelle Nord

Landesweites Einsatzleitsystem in Schleswig-Holstein auf dem Weg

Das Land Schleswig-Holstein hat einen weiteren Schritt zu einem einheitlichen und vernetzten Einsatzleitsystem für alle kommunalen (?) und polizeilichen Leitstellen gemacht.

Die Situation bisher

Im Land Schleswig-Holstein existiert seit 2009 ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus den zwei Kooperativen Regionalleitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst (Harrislee und Elmshorn), sowie zwei polizeilichen Leitstellen (Kiel und Lübeck) und dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei (Kiel) und einer zentralen Koordinierungsstelle.

Alle Leitstellen sind miteinander vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstattung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem (ELDIS 3 und IDDS UCIP von Eurofunk Kappacher).

Man nutzt dieselben Stammdaten wie zum Beispiel die Karten- und Objektdaten.

Einsätze können von der Kommune (Feuerwehr und Rettungsdienst) einfach mit der Polizei, oder natürlich umgekehrt, geteilt werden. Natürlich unter Wahrung des Datenschutzes. Die Polizei bekommt keinen Zugriff auf die Patientendaten. Beide Organisationen können gegenseitig nicht ihre Dokumentation sehen.

Die Leitstellen Nord und West, und die verbunden Leitstellen der Polizei, können sich gegenseitig aufgenommene Einsätze schicken und Einsatzmittel (Streifenwagen, Rettungsdienst, Feuerwehren) anfordern.

Die Zukunft

Das Land Schleswig-Holstein hat beschlossen, alle polizeilichen Leitstellen mit einem einheitlichen, vernetzten und redundant aufgebauten Einsatzleitsystem auszustatten. Da die Polizei dem Land untersteht ist das kein Problem.

Bei den kommunalen Leitstellen sieht das (leider) anders aus. Bisher werden bisher viele verschiedene Einsatzleitsysteme verwendet. Die meisten Leitstellen werden sich dem neuen System anschließen. Aber es ist noch nicht sicher ob es auch wirklich alle tun werden.

Übersicht der Leitstellensysteme in Schleswig-Holstein

LeitstelleOrtEinsatzleitsystem
Leitstelle NordHarrisleeELDIS 3 (Eurofunk)
Leitstelle WestElmshornELDIS 3 (Eurofunk)
Leitstelle MitteKielCOBRA 4 (iSE)
Leitstelle NeumünsterNeumünster??
Leitstelle SüdBad OldesloeCOBRA 4 (iSE)
Leitstelle LübeckLübeckCOBRA 4 (iSE)

Dabei hätte es große Vorteile ein einheitliches System zu verwenden. Vorbild sind da Finnland oder Brandenburg.

  • Einheitliche Ausbildung möglich
  • Möglichkeit des Übersendens von Einsätzen an die zuständige Leitstelle
  • Anfordern von Einsatzmitteln aus anderen Bereichen
  • Gegenseitige Unterstützung bei Großlagen
  • Gegenseitige Übernahme des Betriebes bei Totalausfall
  • Gemeinsame Pflege und Nutzung der Stammdaten (Objekte, Personen, Kartendaten usw.)

20?? wurde der Auftrag für das Projekt ausgeschrieben.

Auszug aus der Ausschreibung

Im Land Schleswig-Holstein existiert seit vielen Jahren ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus zwei Kooperativen Leitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, sowie zwei polizeilichen Leitstellen sowie dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei und einer zentralen Koordinierungsstelle. Alle Leitstellen sind vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstat-tung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem.

Mit Ablauf der Lebenszyklen wesentlicher technischer Komponenten des aktuellen Systems sind diese im Laufe der nächsten Jahre zu ersetzen. Dies betrifft

• das Einsatzleitsystem (ELS)

• das Sprachansagesystem (SAS)

• die Geodateninfrastruktur (GDI) für alle Leitstellen-Anwendungen

• sowie die zugehörige IT-Infrastruktur mit Hardware und Basisdiensten

In einem Zeitraum von etwa 5 Jahren sollen alle Leitstellen migriert sowie eine neue Kooperative Leitstelle errichtet werden. Darüber hinaus ist die Aufnahme weiterer Integrierter Leitstellen in Schleswig-Holstein in den Verbund vorgesehen. Ziel ist insgesamt eine neue einheitliche Systemumgebung unter Berücksichtigung der kommunalen und polizeilichen Bedarfe und Gewährleistung der Informationssicherheit sowie der datenschutzrechtlichen Belange für den Leitstellenverbund Schleswig-Holstein zu beschaffen, in Betrieb zu nehmen und diese auch zu betreiben.

Ausgangssituation und Zielsetzung

Das bestehende Einsatzleitsystem (ELS) der Leitstellen im Leitstellenverbund Schleswig-Holstein (SH) muss mit Ablauf des definierten Lebenszyklus der technischen Komponenten erneuert werden. Dafür ist eine Ausschreibung des Einsatzleitsystems erforderlich.

Ziel des Projektes ist die Inbetriebnahme eines neuen Einsatzleitsystems für den Leitstellenverbund. Abschluss bildet die Inbetriebnahme des Einsatzleitsystems in allen Standorten des Leitstellenverbunds.

Der Nutzen des Projektes besteht darin, dass der Leitstellenverbund weiterhin sicher und mit modernisierter Technik betrieben wird.

Das Einsatzleitsystem dient der Bearbeitung von u. a. Notrufen und der damit verbundenen Einsatzdisposition und Einsatzdokumentation. Das Einsatzleitsystem wird dabei von den sog. Einsatzsachbearbeitern genutzt. Die Notruf- und Einsatzbearbeitung erfolgt für die gesamte Landespolizei Schleswig-Holstein und deckt für den kommunalen Sektor den überwiegenden Bereich von Schleswig-Holstein ab.

Über die Einsatzsachbearbeiter werden erforderliche Informationen an die Einsatzkräfte weitergleitet und die entsprechenden Rückmeldungen werden im Einsatzleitsystem verarbeitet und revisionssicher dokumentiert.

Das Einsatzleitsystem muss damit in vielen Bereichen mindestens einem erhöhten Verfügbarkeitsbedarf (nach Vorgabe BSI Standards) bedürfen und gleichzeitig den bestehenden Datenschutzvorgaben entsprechen.

Im April 2022 wurde der Auftrag dann an die österreichische Firma Eurofunk Kappacher vergeben. Sie war die einzige Anbieterin. Die Datenverbindung wird durch die Firma Dataport bereitgestellt.

Zukünftig werden also fast alle Leitstellen in Schleswig-Holstein mit dem web-basierten Einsatzleitsystem eOCS arbeiten. eOCS steht für eurofunk Operations Center Suite.

eOCS wird komplett im Browser arbeiten und benötigt so eine geringe Rechnerleistung. Die Daten werden zentral vorgehalten werden, aber auch gespiegelt in der jeweiligen Leitstelle. So kann bei einem Ausfall der Datenverbindung trotzdem autark weitergearbeitet werden.

Die Polizei Hessen arbeitet bereits sei 2019 mit eOCS.

Ein genauer Zeitpunkt für die Inbetriebnahme ist noch nicht bekannt. Man munkelt aber, dass es 2027 losgehen könnte.

Quellen und Links

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