Interessantes aus der Welt der Leitstellen, Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen


Schlagwort: Leitstelle

  • Die Polizei in Schleswig-Holstein kann jetzt endlich Notrufe orten

    Die Polizei in Schleswig-Holstein kann jetzt endlich Notrufe orten

    Endlich ist es soweit: Auch die Polizeileitstellen in Schleswig-Holstein können die Positionsdaten von Notrufenden über den Notruf 110 empfangen!

    Bisher war es der Polizei nicht möglich, Notrufende über die 110 automatisch und schnell zu orten.

    Genauer: Die, wenn vorhanden, automatisch übermittelten Standortdaten im Einsatzleitsystem anzuzeigen und zu nutzen.

    Die kommunalen Leitstellen in Deutschland und Schleswig-Holstein (Feuerwehr und Rettungsdienst) können das aber bereits seit 2019 über die 112. Das erleichtert die tägliche Arbeit erheblich.

    Denn gerade außerhalb von Ortschaften, auf Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, im Wald, am Strand oder auf einem Boot ist eine genaue Standortbestimmung für die Anrufenden, egal ob Einheimische oder Auswärtige, oft nicht möglich.

    Auch „2 km südwestlich von X auf der Nordsee“ ist keine besonders präzise Beschreibung. Schon gar nicht in einer Notsituation.

    Was war das Problem?

    Das Problem ist der deutsche Föderalismus. Genauer das Polizeigesetz und der Datenschutzbeauftragte in Baden-Württemberg, welche eine Übernahme der Daten nicht möglich machten.

    Grundsätzlich ist die automatische Ortung von Notrufenden und die Übermittlung von Positionsdaten in Deutschland ab 2019 technisch möglich. Die Technik dahinter heißt AML: Advanced Mobile Location.

    Der zentrale Server für Deutschland, an den die Positionsdaten gesendet werden, steht allerdings in Baden-Württemberg. Und das dortige Polizeigesetz verbot bis vor kurzem die Weitergabe der Daten an andere Bundesländer.

    Das führte dazu, dass die Polizei Anrufer oft aufforderte, den Notruf 112 anzurufen, um den genauen Standort ermitteln zu können. Eine umständliche und zweifelhafte Methode.

    Wie funktioniert AML?

    AML ist in die Betriebssysteme Android und iOS integriert. Es muss also nichts durch die Nutzer:innen installiert oder ein- und ausgeschaltet werden.

    1. Es tritt ein Notfall ein
    2. Man wählt den Notruf 112
    3. Das Mobiltelefon aktiviert das GPS-Modul und fragt die Koordinaten ab
    4. Das Mobiltelefon sendet die Daten über die Datenverbindung oder als SMS an den AML-Endpunkt in Baden-Württemberg. Ein Rückfallserver steht in Berlin.
    5. Die Standortdaten werden vom AML-Endpunkt an die zuständige Leitstelle übertragen und im Einsatzleitsystem übernommen und angezeigt.
    6. Dies passiert alle 15 Sekunden, so dass auch die Bewegungen der Anrufenden zu verfolgen sind.
    7. Nach Beendigung des Gespräches sind die Standortdaten 60 Minuten verfügbar und werden danach automatisch gelöscht.

    Bei Android ist die AML-Funktion seit Version 2.3, bei iOS ab Version 13.3 (iPhone 6S oder neuer) integriert.

    Die AML-Daten können also zur Ortsbestimmung oder zu Verifizierung der gemachten Ortsangaben eingesetzt werden. Sogar die Ortung innerhalb von Gebäuden ist möglich.

    Die Lösung

    Gemeinsam mit dem Datenschutzbeauftragten in Baden-Württemberg wurde nach einer Lösung gesucht. In Schleswig-Holstein lief seit dem 18.09.2024 das Pilotprojekt „AML 110“ mit dem Land Baden-Württemberg, bei dem die Anzeige der Positionsdaten in den Leitstellen der Polizei über einen separaten Rechner erfolgen konnte. Jetzt scheint eine Lösung gefunden worden zu sein, solange die Daten nicht zur Strafverfolgung genutzt werden.

    Seit dem 27.01.2025 ist dieses Pilotprojekt in den Regelbetrieb übergegangen.

    Quellen und Links

  • Landesweites Einsatzleitsystem in Schleswig-Holstein auf dem Weg

    Landesweites Einsatzleitsystem in Schleswig-Holstein auf dem Weg

    Das Land Schleswig-Holstein hat einen weiteren Schritt zu einem einheitlichen und vernetzten Einsatzleitsystem für alle kommunalen (?) und polizeilichen Leitstellen gemacht.

    Die Situation bisher

    Im Land Schleswig-Holstein existiert seit 2009 ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus den zwei Kooperativen Regionalleitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst (Harrislee und Elmshorn), sowie zwei polizeilichen Leitstellen (Kiel und Lübeck) und dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei (Kiel) und einer zentralen Koordinierungsstelle.

    Alle Leitstellen sind miteinander vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstattung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem (ELDIS 3 und IDDS UCIP von Eurofunk Kappacher).

    Man nutzt dieselben Stammdaten wie zum Beispiel die Karten- und Objektdaten.

    Einsätze können von der Kommune (Feuerwehr und Rettungsdienst) einfach mit der Polizei, oder natürlich umgekehrt, geteilt werden. Natürlich unter Wahrung des Datenschutzes. Die Polizei bekommt keinen Zugriff auf die Patientendaten. Beide Organisationen können gegenseitig nicht ihre Dokumentation sehen.

    Die Leitstellen Nord und West, und die verbunden Leitstellen der Polizei, können sich gegenseitig aufgenommene Einsätze schicken und Einsatzmittel (Streifenwagen, Rettungsdienst, Feuerwehren) anfordern.

    Die Zukunft

    Das Land Schleswig-Holstein hat beschlossen, alle polizeilichen Leitstellen mit einem einheitlichen, vernetzten und redundant aufgebauten Einsatzleitsystem auszustatten. Da die Polizei dem Land untersteht ist das kein Problem.

    Bei den kommunalen Leitstellen sieht das (leider) anders aus. Bisher werden bisher viele verschiedene Einsatzleitsysteme verwendet. Die meisten Leitstellen werden sich dem neuen System anschließen. Aber es ist noch nicht sicher ob es auch wirklich alle tun werden.

    Übersicht der Leitstellensysteme in Schleswig-Holstein

    LeitstelleOrtEinsatzleitsystem
    Leitstelle NordHarrisleeELDIS 3 (Eurofunk)
    Leitstelle WestElmshornELDIS 3 (Eurofunk)
    Leitstelle MitteKielCOBRA 4 (iSE)
    Leitstelle NeumünsterNeumünster??
    Leitstelle SüdBad OldesloeCOBRA 4 (iSE)
    Leitstelle LübeckLübeckCOBRA 4 (iSE)

    Dabei hätte es große Vorteile ein einheitliches System zu verwenden. Vorbild sind da Finnland oder Brandenburg.

    • Einheitliche Ausbildung möglich
    • Möglichkeit des Übersendens von Einsätzen an die zuständige Leitstelle
    • Anfordern von Einsatzmitteln aus anderen Bereichen
    • Gegenseitige Unterstützung bei Großlagen
    • Gegenseitige Übernahme des Betriebes bei Totalausfall
    • Gemeinsame Pflege und Nutzung der Stammdaten (Objekte, Personen, Kartendaten usw.)

    20?? wurde der Auftrag für das Projekt ausgeschrieben.

    Auszug aus der Ausschreibung

    Im Land Schleswig-Holstein existiert seit vielen Jahren ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus zwei Kooperativen Leitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, sowie zwei polizeilichen Leitstellen sowie dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei und einer zentralen Koordinierungsstelle. Alle Leitstellen sind vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstat-tung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem.

    Mit Ablauf der Lebenszyklen wesentlicher technischer Komponenten des aktuellen Systems sind diese im Laufe der nächsten Jahre zu ersetzen. Dies betrifft

    • das Einsatzleitsystem (ELS)

    • das Sprachansagesystem (SAS)

    • die Geodateninfrastruktur (GDI) für alle Leitstellen-Anwendungen

    • sowie die zugehörige IT-Infrastruktur mit Hardware und Basisdiensten

    In einem Zeitraum von etwa 5 Jahren sollen alle Leitstellen migriert sowie eine neue Kooperative Leitstelle errichtet werden. Darüber hinaus ist die Aufnahme weiterer Integrierter Leitstellen in Schleswig-Holstein in den Verbund vorgesehen. Ziel ist insgesamt eine neue einheitliche Systemumgebung unter Berücksichtigung der kommunalen und polizeilichen Bedarfe und Gewährleistung der Informationssicherheit sowie der datenschutzrechtlichen Belange für den Leitstellenverbund Schleswig-Holstein zu beschaffen, in Betrieb zu nehmen und diese auch zu betreiben.

    Ausgangssituation und Zielsetzung

    Das bestehende Einsatzleitsystem (ELS) der Leitstellen im Leitstellenverbund Schleswig-Holstein (SH) muss mit Ablauf des definierten Lebenszyklus der technischen Komponenten erneuert werden. Dafür ist eine Ausschreibung des Einsatzleitsystems erforderlich.

    Ziel des Projektes ist die Inbetriebnahme eines neuen Einsatzleitsystems für den Leitstellenverbund. Abschluss bildet die Inbetriebnahme des Einsatzleitsystems in allen Standorten des Leitstellenverbunds.

    Der Nutzen des Projektes besteht darin, dass der Leitstellenverbund weiterhin sicher und mit modernisierter Technik betrieben wird.

    Das Einsatzleitsystem dient der Bearbeitung von u. a. Notrufen und der damit verbundenen Einsatzdisposition und Einsatzdokumentation. Das Einsatzleitsystem wird dabei von den sog. Einsatzsachbearbeitern genutzt. Die Notruf- und Einsatzbearbeitung erfolgt für die gesamte Landespolizei Schleswig-Holstein und deckt für den kommunalen Sektor den überwiegenden Bereich von Schleswig-Holstein ab.

    Über die Einsatzsachbearbeiter werden erforderliche Informationen an die Einsatzkräfte weitergleitet und die entsprechenden Rückmeldungen werden im Einsatzleitsystem verarbeitet und revisionssicher dokumentiert.

    Das Einsatzleitsystem muss damit in vielen Bereichen mindestens einem erhöhten Verfügbarkeitsbedarf (nach Vorgabe BSI Standards) bedürfen und gleichzeitig den bestehenden Datenschutzvorgaben entsprechen.

    Im April 2022 wurde der Auftrag dann an die österreichische Firma Eurofunk Kappacher vergeben. Sie war die einzige Anbieterin. Die Datenverbindung wird durch die Firma Dataport bereitgestellt.

    Zukünftig werden also fast alle Leitstellen in Schleswig-Holstein mit dem web-basierten Einsatzleitsystem eOCS arbeiten. eOCS steht für eurofunk Operations Center Suite.

    eOCS wird komplett im Browser arbeiten und benötigt so eine geringe Rechnerleistung. Die Daten werden zentral vorgehalten werden, aber auch gespiegelt in der jeweiligen Leitstelle. So kann bei einem Ausfall der Datenverbindung trotzdem autark weitergearbeitet werden.

    Die Polizei Hessen arbeitet bereits sei 2019 mit eOCS.

    Ein genauer Zeitpunkt für die Inbetriebnahme ist noch nicht bekannt. Man munkelt aber, dass es 2027 losgehen könnte.

    Quellen und Links

  • Brandenburg beschafft 1.800 Tablets für Feuerwehren und  Katastrophenschutz

    Brandenburg beschafft 1.800 Tablets für Feuerwehren und Katastrophenschutz

    Das Land Brandenburg treibt die Digitalisierung seiner Einsatzkräfte weiter voran1.

    Dafür werden im Frühjahr 2025 1.800, sogenannte BOS-Pads, ausgeliefert2.

    Das Innenministerium und der Leitstellenverbund „Netzwerk 112“, eine Kooperation der Leitstellen des Landes Brandenburg, arbeiten bei diesem Projekt Hand in Hand. Unter einer eigenen Stabsstelle BOS3 sind mehrere Projekte der Digitalisierung zusammengefasst.

    Mit der Beschaffung der Tablets sollen verschiedene Digitalisierungsprojekte des Landes Brandenburg technisch und organisatorisch gebündelt und den Einsatzkräften auch mobil zugänglich gemacht werden.

    Unter anderem laufen auf den Tablets folgende, landeseigene, Apps darauf:

    • BOS-Messenger
    • Feuerwehr-App
    • die Alarmierungs-App „Brandenburg-Alarm“
    • Stabs- und Führungssoftware CommandX

    Die Beschaffungssumme der Tablets beträgt 4.128.299 €4.

    Quellen und Links

    1. GDI-BOS / BOS-Cloud | Ministerium des Innern und für Kommunales ↩︎
    2. https://www.leitstelle-lausitz.de/brandenburg-staerkt-die-digitalisierung-der-einsatzkraefte-1-800-bospads-fuer-feuerwehren-und-den-katastrophenschutz/ ↩︎
    3. https://mik.brandenburg.de/mik/de/ministerium/stabs-und-geschaeftsstellen/stabsstelle-bos/ ↩︎
    4. BOS-GDI / BOS-Cloud | Ministerium des Innern und für Kommunales ↩︎

  • Neubau der Integrierten Regionalleitstelle Süd (SH) schreitet voran

    Neubau der Integrierten Regionalleitstelle Süd (SH) schreitet voran

    Die Modernisierung der Rettungsleitstellen in Schleswig-Holstein geht weiter.

    Nachdem die Leitstelle Nord im November 20231 ihren Neubau bezog und die neue Leitstelle Mitte 20182 neu in Betrieb ging, ist die Fertigstellung 3der neuen Leitstelle Süd45 in Bad Oldesloe auch nicht mehr fern.

    Der Leitraum erinnert vom Aufbau und von der Farbgebung stark an die Leitstelle West in Elmshorn6. Ein langgezogener, heller Raum, große Fensterflächen, viel Holz, Arbeitsplätze in Richtung Fenster ausgerichtet. Außerdem kommt Licht durch die Dachfenster hinein.

    Das kommt nicht aus dem Nichts: Beide Gebäude hat die Firma Trapez Architektur7 gestaltet.

    Im Leitraum befinden sich 10 Einsatzleitplätze für Disponent:innen und einer für die Schichtleiterin. Zusätzlich gibt es weitere 8 Einsatzleitplätze im Gebäude. Zwei weitere sind für den geplanten Telenotarzt vorgesehen.

    Das Gebäude soll nach den Vorgaben der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Goldstatus zertifiziert werden. Es wird im Wesentlichen mit Erdwärme geheizt und verfügt über eine 100 kWp PV-Anlage auf dem Dach.

    Gebäudedaten

    BauortTeichkoppel 21, 23843 Bad Oldesloe8
    Einsatzleitplätze17
    Grundstücksgröße8.742 m²
    Brutto-Grundflächen3.275 m² (auf 2 Etagen)
    Geplante Baukosten30 Millionen €

    Bildergalerie

    Quellen und Links

    1. leitstelle-nord.de – https://www.leitstelle-nord.de/2023/11/16/inbetriebnahme-des-neubaus-am-14-11-2023/ ↩︎
    2. Kiel bekommt neue Leitstelle für Feuerwehr und Rettungseinsätze ↩︎
    3. facbebook.com – Facebookbeitrag der Leitstelle Süd vom 03.01.2025 ↩︎
    4. https://www.irls-sued.de ↩︎
    5. Neubau Integrierte Regionalleitstelle Süd (IRLS) – Kreis Stormarn ↩︎
    6. Fachdienst Kooperative Regionalleitstelle West ↩︎
    7. Leitzentralen + Infrastruktur – trapez architektur DIRK LANDWEHR ↩︎
    8. Integrierte Regionalleitstelle Süd – Neubau – Google Maps ↩︎

  • Notrufausfall in der Leitstelle Augsburg

    Notrufausfall in der Leitstelle Augsburg

    Am 27.11.2024 gegen 16 Uhr fiel der Notruf im Bereich der Leitstelle Augsburg aus. Aufgrund einer technischen Störung kamen keinen Notrufe unter der 112 mehr an.

    Für so einen Fall ist für jede Leitstelle in Deutschland bei der Telekom eine Ausweichnummer hinterlegt. Dahin werden dann automatische alle Notrufe umgeleitet damit keiner verloren geht. Ausweichziel für Augsburg ist die Leitstelle der Feuerwehr München.

    Nachdem die Münchner Kolleg:innen über die Lage informiert worden waren, wurde mehr Personal in die Leitstelle gerufen um die Mehrarbeit aufzufangen. Außerdem wurden vier Techniker aus Augsburg nach München geschickt.

    Durch das Vorhandensein eines landesweit einheitlichen Einsatzleitsystems in allen 26 Leitstellen in Bayern, ELDIS III By der Firma Eurofunk Kappacher, wurden die Hilfeersuchen ohne Zeitverzug angenommen, abgefragt und die Einsatzdaten nach Augsburg übertragen. Von dort erfolgte dann ganz normal die Disposition, Alarmierung und Betreuung der Einsatzkräfte.

    Gegen 18 Uhr war das technische Problem dann wieder behoben und

    Quellen und Links