Interessantes aus der Welt der Leitstellen, Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen


Schlagwort: Schleswig-Holstein

  • Die Polizei in Schleswig-Holstein kann jetzt endlich Notrufe orten

    Die Polizei in Schleswig-Holstein kann jetzt endlich Notrufe orten

    Endlich ist es soweit: Auch die Polizeileitstellen in Schleswig-Holstein können die Positionsdaten von Notrufenden über den Notruf 110 empfangen!

    Bisher war es der Polizei nicht möglich, Notrufende über die 110 automatisch und schnell zu orten.

    Genauer: Die, wenn vorhanden, automatisch übermittelten Standortdaten im Einsatzleitsystem anzuzeigen und zu nutzen.

    Die kommunalen Leitstellen in Deutschland und Schleswig-Holstein (Feuerwehr und Rettungsdienst) können das aber bereits seit 2019 über die 112. Das erleichtert die tägliche Arbeit erheblich.

    Denn gerade außerhalb von Ortschaften, auf Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, im Wald, am Strand oder auf einem Boot ist eine genaue Standortbestimmung für die Anrufenden, egal ob Einheimische oder Auswärtige, oft nicht möglich.

    Auch „2 km südwestlich von X auf der Nordsee“ ist keine besonders präzise Beschreibung. Schon gar nicht in einer Notsituation.

    Was war das Problem?

    Das Problem ist der deutsche Föderalismus. Genauer das Polizeigesetz und der Datenschutzbeauftragte in Baden-Württemberg, welche eine Übernahme der Daten nicht möglich machten.

    Grundsätzlich ist die automatische Ortung von Notrufenden und die Übermittlung von Positionsdaten in Deutschland ab 2019 technisch möglich. Die Technik dahinter heißt AML: Advanced Mobile Location.

    Der zentrale Server für Deutschland, an den die Positionsdaten gesendet werden, steht allerdings in Baden-Württemberg. Und das dortige Polizeigesetz verbot bis vor kurzem die Weitergabe der Daten an andere Bundesländer.

    Das führte dazu, dass die Polizei Anrufer oft aufforderte, den Notruf 112 anzurufen, um den genauen Standort ermitteln zu können. Eine umständliche und zweifelhafte Methode.

    Wie funktioniert AML?

    AML ist in die Betriebssysteme Android und iOS integriert. Es muss also nichts durch die Nutzer:innen installiert oder ein- und ausgeschaltet werden.

    1. Es tritt ein Notfall ein
    2. Man wählt den Notruf 112
    3. Das Mobiltelefon aktiviert das GPS-Modul und fragt die Koordinaten ab
    4. Das Mobiltelefon sendet die Daten über die Datenverbindung oder als SMS an den AML-Endpunkt in Baden-Württemberg. Ein Rückfallserver steht in Berlin.
    5. Die Standortdaten werden vom AML-Endpunkt an die zuständige Leitstelle übertragen und im Einsatzleitsystem übernommen und angezeigt.
    6. Dies passiert alle 15 Sekunden, so dass auch die Bewegungen der Anrufenden zu verfolgen sind.
    7. Nach Beendigung des Gespräches sind die Standortdaten 60 Minuten verfügbar und werden danach automatisch gelöscht.

    Bei Android ist die AML-Funktion seit Version 2.3, bei iOS ab Version 13.3 (iPhone 6S oder neuer) integriert.

    Die AML-Daten können also zur Ortsbestimmung oder zu Verifizierung der gemachten Ortsangaben eingesetzt werden. Sogar die Ortung innerhalb von Gebäuden ist möglich.

    Die Lösung

    Gemeinsam mit dem Datenschutzbeauftragten in Baden-Württemberg wurde nach einer Lösung gesucht. In Schleswig-Holstein lief seit dem 18.09.2024 das Pilotprojekt „AML 110“ mit dem Land Baden-Württemberg, bei dem die Anzeige der Positionsdaten in den Leitstellen der Polizei über einen separaten Rechner erfolgen konnte. Jetzt scheint eine Lösung gefunden worden zu sein, solange die Daten nicht zur Strafverfolgung genutzt werden.

    Seit dem 27.01.2025 ist dieses Pilotprojekt in den Regelbetrieb übergegangen.

    Quellen und Links

  • Landesweites Einsatzleitsystem in Schleswig-Holstein auf dem Weg

    Landesweites Einsatzleitsystem in Schleswig-Holstein auf dem Weg

    Das Land Schleswig-Holstein hat einen weiteren Schritt zu einem einheitlichen und vernetzten Einsatzleitsystem für alle kommunalen (?) und polizeilichen Leitstellen gemacht.

    Die Situation bisher

    Im Land Schleswig-Holstein existiert seit 2009 ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus den zwei Kooperativen Regionalleitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst (Harrislee und Elmshorn), sowie zwei polizeilichen Leitstellen (Kiel und Lübeck) und dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei (Kiel) und einer zentralen Koordinierungsstelle.

    Alle Leitstellen sind miteinander vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstattung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem (ELDIS 3 und IDDS UCIP von Eurofunk Kappacher).

    Man nutzt dieselben Stammdaten wie zum Beispiel die Karten- und Objektdaten.

    Einsätze können von der Kommune (Feuerwehr und Rettungsdienst) einfach mit der Polizei, oder natürlich umgekehrt, geteilt werden. Natürlich unter Wahrung des Datenschutzes. Die Polizei bekommt keinen Zugriff auf die Patientendaten. Beide Organisationen können gegenseitig nicht ihre Dokumentation sehen.

    Die Leitstellen Nord und West, und die verbunden Leitstellen der Polizei, können sich gegenseitig aufgenommene Einsätze schicken und Einsatzmittel (Streifenwagen, Rettungsdienst, Feuerwehren) anfordern.

    Die Zukunft

    Das Land Schleswig-Holstein hat beschlossen, alle polizeilichen Leitstellen mit einem einheitlichen, vernetzten und redundant aufgebauten Einsatzleitsystem auszustatten. Da die Polizei dem Land untersteht ist das kein Problem.

    Bei den kommunalen Leitstellen sieht das (leider) anders aus. Bisher werden bisher viele verschiedene Einsatzleitsysteme verwendet. Die meisten Leitstellen werden sich dem neuen System anschließen. Aber es ist noch nicht sicher ob es auch wirklich alle tun werden.

    Übersicht der Leitstellensysteme in Schleswig-Holstein

    LeitstelleOrtEinsatzleitsystem
    Leitstelle NordHarrisleeELDIS 3 (Eurofunk)
    Leitstelle WestElmshornELDIS 3 (Eurofunk)
    Leitstelle MitteKielCOBRA 4 (iSE)
    Leitstelle NeumünsterNeumünster??
    Leitstelle SüdBad OldesloeCOBRA 4 (iSE)
    Leitstelle LübeckLübeckCOBRA 4 (iSE)

    Dabei hätte es große Vorteile ein einheitliches System zu verwenden. Vorbild sind da Finnland oder Brandenburg.

    • Einheitliche Ausbildung möglich
    • Möglichkeit des Übersendens von Einsätzen an die zuständige Leitstelle
    • Anfordern von Einsatzmitteln aus anderen Bereichen
    • Gegenseitige Unterstützung bei Großlagen
    • Gegenseitige Übernahme des Betriebes bei Totalausfall
    • Gemeinsame Pflege und Nutzung der Stammdaten (Objekte, Personen, Kartendaten usw.)

    20?? wurde der Auftrag für das Projekt ausgeschrieben.

    Auszug aus der Ausschreibung

    Im Land Schleswig-Holstein existiert seit vielen Jahren ein Regionalleitstellenverbund, aktuell bestehend aus zwei Kooperativen Leitstellen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, sowie zwei polizeilichen Leitstellen sowie dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei und einer zentralen Koordinierungsstelle. Alle Leitstellen sind vernetzt und arbeiten mit einer weitgehend identischen technischen Ausstat-tung, insbesondere dem gleichen Einsatzleit- und Sprachkommunikationssystem.

    Mit Ablauf der Lebenszyklen wesentlicher technischer Komponenten des aktuellen Systems sind diese im Laufe der nächsten Jahre zu ersetzen. Dies betrifft

    • das Einsatzleitsystem (ELS)

    • das Sprachansagesystem (SAS)

    • die Geodateninfrastruktur (GDI) für alle Leitstellen-Anwendungen

    • sowie die zugehörige IT-Infrastruktur mit Hardware und Basisdiensten

    In einem Zeitraum von etwa 5 Jahren sollen alle Leitstellen migriert sowie eine neue Kooperative Leitstelle errichtet werden. Darüber hinaus ist die Aufnahme weiterer Integrierter Leitstellen in Schleswig-Holstein in den Verbund vorgesehen. Ziel ist insgesamt eine neue einheitliche Systemumgebung unter Berücksichtigung der kommunalen und polizeilichen Bedarfe und Gewährleistung der Informationssicherheit sowie der datenschutzrechtlichen Belange für den Leitstellenverbund Schleswig-Holstein zu beschaffen, in Betrieb zu nehmen und diese auch zu betreiben.

    Ausgangssituation und Zielsetzung

    Das bestehende Einsatzleitsystem (ELS) der Leitstellen im Leitstellenverbund Schleswig-Holstein (SH) muss mit Ablauf des definierten Lebenszyklus der technischen Komponenten erneuert werden. Dafür ist eine Ausschreibung des Einsatzleitsystems erforderlich.

    Ziel des Projektes ist die Inbetriebnahme eines neuen Einsatzleitsystems für den Leitstellenverbund. Abschluss bildet die Inbetriebnahme des Einsatzleitsystems in allen Standorten des Leitstellenverbunds.

    Der Nutzen des Projektes besteht darin, dass der Leitstellenverbund weiterhin sicher und mit modernisierter Technik betrieben wird.

    Das Einsatzleitsystem dient der Bearbeitung von u. a. Notrufen und der damit verbundenen Einsatzdisposition und Einsatzdokumentation. Das Einsatzleitsystem wird dabei von den sog. Einsatzsachbearbeitern genutzt. Die Notruf- und Einsatzbearbeitung erfolgt für die gesamte Landespolizei Schleswig-Holstein und deckt für den kommunalen Sektor den überwiegenden Bereich von Schleswig-Holstein ab.

    Über die Einsatzsachbearbeiter werden erforderliche Informationen an die Einsatzkräfte weitergleitet und die entsprechenden Rückmeldungen werden im Einsatzleitsystem verarbeitet und revisionssicher dokumentiert.

    Das Einsatzleitsystem muss damit in vielen Bereichen mindestens einem erhöhten Verfügbarkeitsbedarf (nach Vorgabe BSI Standards) bedürfen und gleichzeitig den bestehenden Datenschutzvorgaben entsprechen.

    Im April 2022 wurde der Auftrag dann an die österreichische Firma Eurofunk Kappacher vergeben. Sie war die einzige Anbieterin. Die Datenverbindung wird durch die Firma Dataport bereitgestellt.

    Zukünftig werden also fast alle Leitstellen in Schleswig-Holstein mit dem web-basierten Einsatzleitsystem eOCS arbeiten. eOCS steht für eurofunk Operations Center Suite.

    eOCS wird komplett im Browser arbeiten und benötigt so eine geringe Rechnerleistung. Die Daten werden zentral vorgehalten werden, aber auch gespiegelt in der jeweiligen Leitstelle. So kann bei einem Ausfall der Datenverbindung trotzdem autark weitergearbeitet werden.

    Die Polizei Hessen arbeitet bereits sei 2019 mit eOCS.

    Ein genauer Zeitpunkt für die Inbetriebnahme ist noch nicht bekannt. Man munkelt aber, dass es 2027 losgehen könnte.

    Quellen und Links

  • Feuerwehr Friedrichstadt (SH) ist wieder Freiwillig

    Feuerwehr Friedrichstadt (SH) ist wieder Freiwillig

    Die Feuerwehr der Gemeinde Friedrichstadt1, im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein, ist seit dem 1.2.2025 wieder eine Freiwillige Feuerwehr2. Das teilte die Wehr3 gestern über ihren Instagram-Account4 mit.

    Instagrambeitrag zur Rückkehr zur Freiwilligkeit der Feuerwehr Friedrichstadt
    Instagrambeitrag der FF Friedrichstadt vom 2.2.2025

    Friedrichstadt liegt im Süden des Kreises Nordfriesland (Schleswig-Holstein) an der Grenze zum Kreis Dithmarschen und hat knapp 2.600 Einwohner:innen5. Die Feuerwehr verfügt über ?? Kamerad:innen und hat einen MTW, eine DLA(K) 18/12, zwei LF 10 und zwei MZB als Fuhrpark.

    Fast 8 Jahre lang, seit 2016, war sie eine Pflichtfeuerwehr6. Damals waren 20 Kamerad:innen nach internen Streitigkeiten ausgetreten7. Laut Vorgaben hätten es zum damaligen Zeitpunkt 53 Kamerad:innen sein müssen. Die Einsatzfähigkeit war durch diesen Massenaustritt nicht mehr sichergestellt und die Gemeinde musste handeln.

    Erfreulicherweise scheint sich die Situation aber gebessert zu haben. Näheres dazu ist mir noch nicht bekannt.

    Quellen und Links

    1. https://www.friedrichstadt.de ↩︎
    2. https://feuerwehr-friedrichstadt.de ↩︎
    3. https://bos-fahrzeuge.info/wachen/4404/PF_Friedrichstadt ↩︎
    4. https://www.instagram.com/p/DFi9qXVMd0k/?hl=de ↩︎
    5. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrichstadt ↩︎
    6. https://www.shz.de/lokales/husum/artikel/unfreiwillige-feuerwehr-was-die-neuen-zu-ihrer-verpflichtung-sagen-41579220 ↩︎
    7. https://www.youtube.com/watch?v=SBK4kBrmRsw ↩︎
  • Unfall mit REF in Husum

    Unfall mit REF in Husum

    Das Rettungseinsatzfahrzeug (REF) aus Hattstedt-Wobbenbüll war am vergangenen Samstag1 in einen Unfall verwickelt. Vor kurzem erst hatte ich über den Projektabschluss des REF berichtet.

    Am Samstag den 1.2.2025 gegen 8 Uhr morgens wurde das REF vom Standort Hattstedt-Wobbenbüll nach Husum zu einem Notfall alarmiert. Auf der Fahrt mit Sonder- und Wegerechten kam es im Husumer Ortsteil Schobüll2 zum Zusammenstoß mit dem Transporter eines Briefzustellunternehmens3.

    Die Leitstelle Nord alarmierte unter dem Stichwort „TH Y – Verkehrsunfall mit Menschenleben in Gefahr“ die Feuerwehr Husum mit den Ortsfeuerwehren Husum und Schobüll, einen Notarzt, drei Rettungswagen und den Rettungshubschrauber Christoph Europa 5 aus Niebüll.

    Der Fahrer des REF war im Fahrzeug eingeschlossen und musste durch die Feuerwehr Husum 4mit hydraulischem Rettungsgerät befreit werden. Er wurde leicht verletzt ins Husumer Krankenhaus eingeliefert. Der Fahrer des Transporters wurde ebenfalls leicht verletzt.

    Die Polizei ermittelt zur Unfallursache.

    Quellen und Links

    1. https://www.shz.de/lokales/husum/artikel/schobuell-ein-verletzter-nach-schwerem-unfall-mit-einsatzfahrzeug-48303180 ↩︎
    2. Standort auf Google Maps/ Street View. Ermittelt nach einem erst vorhandenen Bild im Artikel ↩︎
    3. https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Schobuell-Verletzter-nach-Unfall-eines-Rettungsdienst-Einsatzwagens,shnews1890.html ↩︎
    4. https://www.feuerwehr-husum.de/ ↩︎
  • Projekt „REF“ in Nordfriesland abgeschlossen

    Projekt „REF“ in Nordfriesland abgeschlossen

    Im Herbst 2024 wurde das nordfriesische Projekt „Rettungseinsatzfahrzeug (REF)“1 abgeschlossen. Zum Projektabschluss gab es eine Präsentation der Ergebnisse im Kreishaus in Husum2.

    Vier Jahre, von Januar 2020 bis Ende 2023, wurden die REF im Kreis Nordfriesland (Bereich der Leitstelle Nord) als ergänzendes Einsatzmittel getestet.

    Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt vom Institut für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein3.

    Inspirieren lassen hat man sich von den Paramedic-Systemen in Dänemark, UK oder den Niederlanden.

    Das Projekt

    Das Projekt REF sollte herausfinden..

    ..ob sich die sogenannten therapiefreien Intervalle zwischen dem Eingang eines Notrufs und dem Eintreffen des Rettungspersonals am Einsatzort sowie die vor-Ort-Zeit des transportierenden Rettungsmittels durch ein REF verkürzen lassen.

    Gleichzeitig wollten wir wissen, ob unsere Rettungswagen dadurch entlastet werden können und die rettungsdienstliche Versorgungssituation in Nordfriesland weiter verbessert werden kann.« Landrat Florian Lorenzen

    Zu diesem Zweck waren, und sind, an zwei Standorten je ein Tiguan, besetzt mit einer/einem erfahrenen Notfallsanitäterin/Notfallsanitäter mit Sauerstoffrucksack, EKG-Gerät, Defibrillator, Trauma- und Kindertasche sowie ein Beatmungs- und ein Thoraxkompressionsgerät stationiert.

    Die Standorte sind:

    • REF Nord – Gemeinde Hattstedt-Wobbenbüll, Ortsteil Wobbenbüll
    • REF Süd – Gemeinde Dagebüll, Ortsteil Waygaard

    Aufgrund von Personalmangel konnte der Standort Waygaard aber nur selten besetzt werden. Auch der Standort Wobbenbüll konnte nur zu 76 % besetzt werden.

    Wenn es besetzt war konnte das REF Süd aber deutlich vor dem Rettungswagen eintreffen (5 statt 13 Minuten) und verkürzte auch die vor-Ort-Zeit im Schnitt um 9 Minuten, von 30 auf 21 Minuten.

    Außerdem konnte das REF bei Einsätzen als Sichter eingesetzt werden, bei denen das Notfallbild unklar war, es aber deutlich über der Schwelle für den Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst lag.

    Ergebnisse

    Das REF wurde ca. 2.400 Mal alarmiert. Davon wurden folgende Notfallbilder ausgewertet:

    Herz-Kreislaufstillstand71
    Polytrauma12
    Schlaganfall136
    Sepsis29
    Schädel-Hirn-Trauma1
    Herzinfarkt41
    Summe290

    Ob die Überlebensrate der Patienten im Vergleich von Einsätzen mit REF zu solchen ohne im Projektzeitraum gestiegen ist, lässt sich allerdings nicht mit hinreichender Genauigkeit feststellen.

    Die Gründe: Zum einen ist die Fallzahl für eine solche Auswertung noch zu gering, zum anderen fehlen Angaben zum Behandlungsergebnis der Kliniken.

    Trotzdem sieht man das Projekt als Erfolg an und der Standort Wobbenbüll ist in den Regelbetrieb überführt worden. Weitere Standorte im Kreis sollen noch entstehen.

    Quellen und Links

    1. Pilotprojekt im Rettungsdienst Nordfriesland: So kommen Notfallsanitäter schneller zum Einsatzort vom 01.02.2019 ↩︎
    2. Erfolgreicher Abschluss des Projekts »Rettungs-Einsatz-Fahrzeug« in Nordfriesland vom 19.12.2024 ↩︎
    3. UKSH – Institut für Rettungs- und Notfallmedizin ↩︎
  • Vergleich der Entgelte der Rettungsdienste in Schleswig-Holstein

    Vergleich der Entgelte der Rettungsdienste in Schleswig-Holstein

    Im Rahmen meiner Arbeit wird öfter auch mal die Frage gestellt: „Wieviel kostet denn der Krankentransport?“

    Wir verweisen dann immer auf die Entgeltverordnungen der jeweiligen Kreise oder Städte. Ich wusste, dass die Preise sich sehr unterscheiden, sowohl bei Rettungsdienst als auch Krankentransport.

    Ich habe mir jetzt mal alle Entgeltverordnungen der Rettungsdienste in Schleswig-Holstein angeschaut.

    Spannend ist, dass die Kosten sich sehr stark unterscheiden.

    Rettungsdienst

    So kostet der Einsatz eines Rettungswagens am meisten im Herzogtum Lauenburg mit 1.432,53 €. Das sind 582 € mehr als im Kreis Schleswig-Flensburg mit 850,51 €.

    Das günstigste Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) bekommt man im Kreis Pinneberg mit 270,67 €. Das teuerste NEF kostet 783,35 € im Kreis Nordfriesland. Das sind 189,5 % Differenz.

    Krankentransporte

    Krankentransporte sind im Herzogtum Lauenburg mit 148,21 € Pauschale plus 2,91 € pro Kilometer am teuersten. Am günstigsten sind sie mit 69,94 € Pauschale im Kreis Stormarn.

    Das ergibt folgende Preise für einen angenommenen lokalen Transport über 30 Kilometer. Und die unterscheiden sich schon drastisch.

    Herzogtum LauenburgKreis Stormarn
    Pauschale148,21 €69,94 €
    Preis pro km2,91 € x 30
    Summe235,51 €69,94 €

    Noch krasser wird es dann bei einem Ferntransport über 300 km.

    Herzogtum LauenburgKreis Stormarn
    Pauschale148,21 €69,94 €
    Preis pro km2,91 € x 300
    Preis pro km ab 100 km2 € x 200
    Summe1021,21 €469,94 €

    Tabelle

    Diese Tabelle ist ein Auszug aus meiner Gesamttabelle. Ihr findet sie unten verlinkt. Darin sind auch die einzelnen Entgeltvereinbarungen mit dem Krankenkassen zu finden.

    GebietskörperschaftNEF/VEFRTWKTW bis 20 kmKTW ab 21 kmKTW > 100 km
    Stadt Flensburg650,99 €920,97 €101,48 €101,48 €wie KTW + 2 € / km
    Stadt Lübeck492,27 €977,66 €99,06 €99,06 €wie KTW + 2 € / km
    Stadt NeumünsterkeineDaten zu finden
    Kreis Schleswig-Flensburg498,94 €850,51 €82,82 €82,82 €wie KTW + 2 € / km
    Kreis Nordfriesland783,35 €1.044,44 €124,08 €124,08 €wie KTW + 2 € / km
    Kreis Dithmarschen549,72 €1.150,33 €91,60 €91,60 € + 4,87 € / kmwie KTW + 2 € / km
    Kreis Pinneberg270,67 €876,87 €93,97 €93,97 € + 4,74 € / kmwie KTW + 2 € / km
    Kreis Stormarn369,05 €860,90 €69,94 €69,94 €wie KTW + 2 € / km
    Kreis Segeberg507,76 €965,63 €93,65 €93,65 € + 1,23 € / kmwie KTW + 2 € / km
    Kreis Ostholstein683,68 €1.273,51 €116,20 €116,20 €wie KTW + 2 € / km
    Stadt Kiel498,39 €977,87 €118,82 €118,82 €wie KTW + 2 € / km
    Kreis Herzogtum Lauenburg655,68 €1.432,53 €148,21 € + 2,91 € pro km148,21 € + 2,91 € pro kmwie KTW + 2,91 € / km
    Kreis Plön513,82 €997,10 €78,84 € + 1,23 € pro km78,84 € + 1,23 € pro kmwie KTW + 2 € / km
    Kreis Rendsburg-Eckernförde548,01 €1.129,39 €98,53 €98,53 € + 2,93 € / kmwie KTW + 2 € / km
    Kreis Steinburg507,76 €965,63 €93,65 €93,65 € + 1,23 € / kmwie KTW + 2 € / km

    Quellen und Links

  • FF Itzehoe (SH) stellt drei neue Fahrzeuge in Dienst

    FF Itzehoe (SH) stellt drei neue Fahrzeuge in Dienst

    Die FF Itzehoe hat im Dezember drei neue Fahrzeuge offiziell in Dienst nehmen1 dürfen.

    Es handelt sich um zwei Kommandowagen2 (KdoW) und ein Tanklöschfahrzeug 30003 (TLF 3000).

    Das TLF 3000

    TLF 3000 der FF Itzehoe - Foto: FF Itzehoe
    TLF 3000 der FF Itzehoe – Foto: FF Itzehoe

    Das TLF 3000 wurde auf einem MAN-Fahrgestell (TGM 15.320 4×4 BL) mit 320 PS und Staffelkabine aufgebaut. Aufbauhersteller ist Schlingmann. Es verfügt über einen 3.000 Liter Wassertank, ferngesteuerten Wasserwerfer an der Front, PKW-Löschdecken, Fognails, Löschlanze für Elektrofahrzeuge, Verkehrswarneinrichtung nach hinten und zwei Verkehrstrolleys.

    Die Haupteinsatzgebiete liegen in der Brandbekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden, Bränden auf der Autobahn und der Einstatzstellenabsicherung (Prallfahrzeug).

    Das Fahrzeug ersetzt ein TLF 16/15-P4 aus dem Jahr 1998.

    Die beiden KdoW

    KdoW der FF Itzehoe - Foto: FF Itzehoe
    KdoW 1-10-1 der FF Itzehoe – Foto: FF Itzehoe

    Die beiden Kommandowagen werden durch den diensthabenden Einsatzleiter vom Dienst5 (EvD) und den Wehrführer6 genutzt.

    Es handelt sich um zwei Volkswagen Touareg V6 TDI 3,0 Liter mit 231 PS. Der Innenausbau wurde durch die Firma Nordsysteme Weddelbrock durchgeführt.

    Es sind nicht die ersten neuen Fahrzeuge für die Wehr. Erst im August wurde eine neue DLA-K 23-12 in Dienst7 gestellt.

    Quellen und Links

    1. https://www.shz.de/lokales/itzehoe/artikel/tlf-3000-gibt-feuerwehr-itzehoe-mehr-sicherheit-auf-der-autobahn-48129566 Artikel vom 17.12.2024 ↩︎
    2. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/die-technik/fahrzeuge/fuehrungsfahrzeuge/kdow/ ↩︎
    3. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/die-technik/fahrzeuge/loeschfahrzeuge/tlf-3000/ ↩︎
    4. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/die-technik/fahrzeuge/loeschfahrzeuge/tlf-2101/ ↩︎
    5. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/die-technik/fahrzeuge/fuehrungsfahrzeuge/evd/ ↩︎
    6. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/die-technik/fahrzeuge/fuehrungsfahrzeuge/kdow/ ↩︎
    7. https://www.feuerwehr-itzehoe.de/neue-drehleiter-in-itzehoe-eingetroffen/ ↩︎

  • Flensburg: Mehrbedarf von 70 Stellen für Berufsfeuerwehr sorgt für Unmut

    Flensburg: Mehrbedarf von 70 Stellen für Berufsfeuerwehr sorgt für Unmut

    Der zukünftige Mehrbedarf von 70 Stellen bei der Berufsfeuerwehr Flensburg sorgt für Unmut in der Politik1.

    Hintergrund ist der Beschluss zwei neue Feuerwachen, mit jeweils einem Löschzug besetzt, zu bauen. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem die Feuerwehr in gewissen Außenbereichen, Weiße Flecke genannt, ihre Ziele aus dem Feuerwehrbedarfsplan 20172 nicht erreichen konnte. Stichwort Hilfsfrist.

    Ein Organisationsgutachten durch die Firma Luelf+3 ergab dieses Jahr einen Mehrbedarf von 70,23 Stellen in Einsatzdienst und Verwaltung bis 2032. Dies sollte laut Beschlussvorlage4 auch von der Politik angenommen werden.

    Auf einer Sitzung des Finanzausschusses5 am 05.12.2024 meldete Bürgermeister Henning Brüggemann nun überraschend Bedenken hinsichtlich der Finanzierung an. Im Ergebnis wurden am Ende zunächst nur 22,23 Stellen für 2025 bewilligt.

    167 Stellen (Beamte und Angestellte) sind für 2023/2024 bereits im Stellenplan für Feuerwehr, Rettungsdienst und Verwaltung der Berufsfeuerwehr zu finden6. Der Jahresbericht der Berufsfeuerwehr für 2023 spricht sogar von 194 Stellen!

    Produkt im Haushaltsplan20232024
    126001 – Berufsfeuerwehr Beamte81,75681,756
    127001 – Rettungsdienst6075
    127004 – Rettungsdienst Verwaltung7,57,5
    128001 – Katastrophenschutz33
    Summe152,256167,256
    Stellenplan Stadt Flensburg 2023/2024 ab Seite 77

    70 neue Stellen würden ab 2032 jährliche Personalmehrkosten von 5,9 Millionen Euro erzeugen. Plus die Rückstellungen für die Pensionen natürlich.

    Von 2025 bis 2032 werden, in Stufen ansteigend, Personalmehrkosten von insgesamt 28,1 Millionen Euro anfallen. Angesichts der Überschuldung der Stadt Flensburg und geschätzten Baukosten für die zwei Feuerwachen von über 100 Millionen Euro ein dicker Brocken für den Kämmerer.

    Ich habe gestern mal die Jahresberichte der Berufsfeuerwehr7 der letzten 10 Jahre durchforstet und ein paar Tabellen und Grafiken erstellt8. Die Anzahl der Feuerwehrleute hat sich seit 2014 fast verdoppelt.

    Eigene Grafik – Datenquelle: Jahresberichte Berufsfeuerwehr Flensburg

    Addiert man den Personalbedarf von 70 Stellen auf die Stellen von 2023 kommt man 2032 auf mindestens 267 Stellen. Das ist mehr als doppelt soviel wie vor 2014!

    Aber selbst wenn das Geld für die Stellen genehmigt wird, gibt es ja noch lange nicht die Personen. Jedes Jahr werden zwischen 15 und 22 neue Brandmeister durch die Berufsfeuerwehr selbst ausgebildet. Die Personalgewinnung ist aber schwierig denn Feuerwehrleute werden überall gesucht.

    Eigene Grafik – Datenquelle: Jahresberichte Berufsfeuerwehr Flensburg

    Man darf gespannt sein wie sich das Projekt „Zwei Feuerwachen“ entwickelt. Sowohl personell als auch die beiden Neubauten. Die Berufsfeuerwehr geht von einer Fertigstellung der Feuerwache Ost im Jahr 2028 aus. Bisher ist noch kein Spatenstich gewesen..

    Quellen und Links

    1. shz.de – Neubau der Hauptfeuerwache in Flensburg: Extremer Personalbedarf sorgt für Streit vom 18.12.2024 ↩︎
    2. berufsfeuerwehr-flensburg.de – Feuerwehrbedarfsplan ↩︎
    3. https://www.luelf-plus.de ↩︎
    4. flensburg.de Ratsinfo – Beschlussvorlage FA-77/2024 (aktualisiert: 08.11.2024) (100 KB) ↩︎
    5. flensburg.de Ratsinfo – Tagesordnung Finanzausschuss vom 05.12.2024 ↩︎
    6. flensburg.de – Stellenplan 2023/2024 Seite 7 ↩︎
    7. berufsfeuerwehr-flensburg.de – Jahresberichte ↩︎
    8. drive.google.com – Personal- und Einsatzentwicklung Berufsfeuerwehr Flensburg ↩︎
  • FF Sierksdorf (SH) soll Pflichtfeuerwehr werden

    FF Sierksdorf (SH) soll Pflichtfeuerwehr werden

    Es sieht so aus, als könnte es bald eine weitere Pflichtfeuerwehr in Schleswig-Holstein geben.

    Der FF Sierksdorf (Kreis Ostholstein) fehlt es an Personal. Nur 18 Mitglieder zählt die Wehr derzeit. Für die 1.600-Einwohner-Gemeinde eindeutig zu wenig.

    Nötig wären mindestens 45. Immerhin verfügt die Feuerwehr über drei Fahrzeuge (HLF, TLF und ELW 1), mit denen sie für die Gemeinde und den dortigen Hansa Park zuständig ist. 100 Einsätze wurden im Jahr 2023 abgearbeitet.

    Aber alle Appelle an die Bewohner:innen des Dorfes halfen bisher nicht.

    Nach dem schleswig-holsteinischen Brandschutzgesetz müssen Gemeinden eine Pflichtfeuerwehr aufstellen, wenn…

    „..der abwehrende Brandschutz und die Technische Hilfe aufgrund fehlender freiwillig dienstleistender Personen nicht ausreichend erfüllt werden können.“ (§16 BrSchG SH)

    So wurde nun am 11. Dezember eine Änderung der Feuerwehrsatzung beschlossen und noch vor Weihnachten sollen 550 Briefe an Personen zwischen 18 und 55 Jahren verschickt werden. Danach werden geeignete Personen ausgewählt und zum Dienst verpflichtet.

    Die Umwandlung in eine Pflichtfeuerwehr soll dann ab Januar 2025 in Kraft treten.

    Zurzeit gibt es in Schleswig-Holstein folgende Pflichtfeuerwehren:

    Quellen und Links

  • Einbruch bei der FF Großenaspe

    Einbruch bei der FF Großenaspe

    Mal wieder hat eine Feuerwehr einen Einbruch zu beklagen. Diesmal hat es die FF Großenaspe (Kreis Segeberg, Schleswig-Holstein) getroffen.

    In Nacht zu Donnerstag dem 12.12.2024 brachen Unbekannte eine Tür zum Gerätehaus auf und entwendeten vom TLF 16/15 den Hilfeleistungssatz bestehend aus akkubetrieber Schere, Spreizer, Zylindern und den dazugehörigen Akkus. Ebenfalls wurden Handfunkgeräte mit Ladestation gestohlen. Außerdem entleerten sie einen Pulverlöscher in der Fahrzeughalle, möglicherweise um eigene Spuren zu vermeiden.

    Jetzt ist die Feuerwehr bis auf weiteres nicht einsatzbereit, da das Rettungsgerät und die Funkgeräte fehlen und alle Gerätschaften vom Löschpulver befreit werden müssen. Bis dahin müssen die Nachbarwehren den Brandschutz und die technische Hilfeleistung im Einsatzbereich, unter anderem ein Abschnitt der Autobahn 7, sicherstellen.

    Es ist ein geschätzter Schaden von 60.000 € bis 70.000 € entstanden.

    Die Polizei nimmt jeden Hinweis zu dem Sachverhalt entgegen.

    Mein Kommentar dazu:

    Wieder einmal zeigt sich, dass die Gemeinden das Thema Einbruchschutz und Brandschutz bei den Feuerwehren nicht ernst nehmen. Anstatt vorher eine Einbruchmeldeanlage oder ein paar vernetzte Rauchmelder für ein paar hundert Euro anzuschaffen riskiert man den Totalverlust von Geräten, Fahrzeugen und Gebäuden. Dazu muss man nur einmal die Suchmaschine seiner Wahl bemühen. Ein besonders krasses Beispiel war vor einigen Wochen der Brand bei der Feuerwehr Stadtallendorf. Schaden: 20 bis 24 Millionen Euro.

    Quellen und Links