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Schlagwort: Schottland

  • Schottlands Feuerwehr soll umstrukturiert werden

    Schottlands Feuerwehr soll umstrukturiert werden

    Die Feuerwehr in Schottland soll nach dem Willen der Führung umstrukturiert werden. Das berichtet die BBC 1 und MSN2.

    Folgende Maßnahmen sind durch den Scottish Fire and Rescue Service (SFRS) geplant:

    • Die Schließung von bis zu 13 Feuerwachen
    • Eine neue Regelung zu Besetztzeiten in der Nacht und am Wochenende
    • Der Wegfall von 10 Löschfahrzeugen
    • Die Zusammenlegung oder Schließung von Feuerwachen in Dundee, Glasgow, Edinburgh und Musselburgh
    • Die Schließung von 8 Teilzeit-Feuerwehr-Standorten

    Das SFRS betreibt zurzeit 356 Feuerwachen in ganz Schottland3.

    Alleine 14 Feuerwachen benötigen dringend ein neues Dach wegen Schäden am Betonträgern4.

    Und 8 Feuerwachen sind wegen fehlendem Personal oder fehlender Unterkunft schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb5.

    Die Pläne des SFRS sind im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung hier einzusehen6.

    Was sagen die Befürworter?

    Die Befürworter aus der Führung des SFRS führen an, dass Haus- und Wohnungsbrände und damit verbundene Todesfälle in den letzten 20 Jahren stark gesunken sind. Konkret haben sich die Todesfälle von 89 auf 42 halbiert. Auch die Anzahl der Unfälle ist im gleichen Zeitraum von 1.951 auf 815 um mehr als die Hälfte gesunken.

    Im Gegensatz zu den Bränden haben sich die Einsatzzahlen bei Überschwemmungen, Wald- und Flächenbränden und Menschenrettungen aber stark erhöht.

    Durch den Wegfall oder der Umstrukturierung von Gewerbegebieten sind einige Feuerwachen jetzt nicht mehr an den taktisch besten Standorten. Endgültige Entscheidungen würden aber auf Basis statistischer Daten zu Einsatzaufkommen und Gefährdungspotential getroffen werden.

    Was sagen die Gegner?

    Die Gewerkschaft der Feuerwehrleute Fire Brigade Union7 (FBU) befürchtet, dass Menschen durch die Umstrukturierungen zu Schaden kommen könnten. Die schottische Feuerwehr leidet bereits einem Jahrzehnt unter Sparzwängen.

    Unsere Mitglieder und die schottische Öffentlichkeit leiden schon viel zu lange unter den Einsparungen an der Feuerwehr.

    FBU Scottish secretary, John McKenzie

    Das Jahresbudget des SFRS beträgt 47 Millionen Pfund. Man schätzt den Bedarf aber mindestens auf 800 Millionen Pfund, um alle Feuerwachen, Fahrzeuge und Ausrüstung auf den notwendigen Standard zu bringen. Das gibt das Budget aber nicht her8.

    Seit 2023 rückt die Feuerwehr schon nicht mehr zu allen ausgelösten Brandmeldeanlagen aus9. Selbst zu Schulen oder Kirchen nicht. Ausnahmen sind Krankenhäuser, Pflegeheime oder andere Orte, wo Menschen schlafen könnten oder im Falle eines Brandes einer Rettung bedürfen. Man wollte so die Anzahl der unnötigen Einsätze verringern, der Feuerwehr mehr Übungszeit verschaffen und auch noch Geld sparen.

    Über die Feuerwehr in Schottland

    Die Feuerwehr in Schottland ist, anders als in Deutschland, seit einer Umorganisation 201310 zentral11 organisiert.

    In größeren Orten gibt es dauerhaft besetzte (Berufs-) Feuerwachen. In kleineren Orten gibt es die sogenannten die On Call Firefighter.

    Es werden drei Arten von Feuerwehrleuten unterschieden:

    • Wholetime firefighter – Berufsfeuerwehrleute12
    • On call firefighter – Teilzeit-Feuerwehrleute mit Pager-Alarmierung13
      • Retained Duty System – Mit Arbeitsvertrag zwischen 30 und 120 Stunden/Woche
      • Volunteer Duty System – Freiwillige Feuerwehrleute mit Bezahlung nach Aufwand14

    Auch das Prinzip einer reinen Freiwilligen Feuerwehr ohne Bezahlung, wie in Deutschland, gibt es dort gar nicht.

    Daten

    • 356 Feuerwachen (Berufs- und Teilzeitfeuerwehren)
      • 74 Berufsfeuerwachen
      • 240 Teilzeitfeuerwachen
      • 42 Freiwillige Feuerwachen
    • 7.512 Mitarbeiter:innen, davon 3.422 Hauptberufliche
    • 1.585 Fahrzeuge. Davon 767 Löschfahrzeuge.

    Quellen und Links

    Beitragsbild: By Prydey1988 – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cambuslang4.jpg

    1. bbc.com – Scottish fire service cuts could cost lives, says union vom 25.06.2025 ↩︎
    2. msn.com – Cuts to the fire service in Scotland could cost lives, says union ↩︎
    3. firescotland.gov.uk – Contact-us > find-a-fire-station ↩︎
    4. firescotland.gov.uk – Service Review Consultation Document (Seit 4) ↩︎
    5. firescotland.gov.uk – Service Review Consultation Document (Seite 14) ↩︎
    6. firescotland.gov.uk – About the Service Delivery Review vom 25.06.2025 ↩︎
    7. fbu.org – https://www.fbu.org.uk/regions-nations/scotland ↩︎
    8. firescotland.gov.uk – About-the-service-delivery-review ↩︎
    9. bbc.com – Concern as firefighters no longer go to all automatic alarms vom 01.07.2023 ↩︎
    10. en.wikipedia.org – Scottish_Fire_and_Rescue_Service ↩︎
    11. Google Maps –Zentrale des SFRS in Glasgow/Cambuslang ↩︎
    12. firescotland.gov.uk – Wholetime firefighter ↩︎
    13. firescotland.gov.uk – On call firefighter ↩︎
    14. firescotland.gov.uk – Volunteer duty system for on call firefighters ↩︎
  • Vor 200 Jahren: Großbrand in Edinburgh

    Vor 200 Jahren: Großbrand in Edinburgh

    Vor 200 Jahren, genau am 15. November 1824, kam es in der schottischen Hauptstadt Edinburgh zu einem verheerenden Großbrand.

    Das Feuer brach gegen 22 Uhr in einer Werkstatt im zweiten Stock eines Hauses im Old Assembly Close aus. Das Feuer fand in der extrem engen und mit hohen Häusern (bis 11 Etagen!) bebauten Innenstadt von Edinburgh viel Nahrung und breitete sich schnell aus.

    Praktischerweise war erst zwei Monate vorher die erste Berufsfeuerwehr in Edinburgh gegründet worden. Diese traf auch schnell ein, hatte aber Probleme mit der Wasserversorgung, so dass die Löschmaßnahmen erst nach einer Stunde begannen. Bis dahin hatte sich das Feuer bereits in die sechste Etage des Hauses ausgebreitet. Weitere angrenzende Gebäude gingen in Flammen auf.

    Der Feuerwehr gelang es das Feuer einzudämmen, aber um 22 Uhr am folgenden Tag flammte es wieder auf. Wieder breitete es sich massiv aus und die letzten Glutnester konnten erst am Freitag dem 19. November gelöscht werden.

    Das Feuer zerstörte insgesamt 400 Wohnungen, eine Kirche, mehrere Werkstätten, Läden und Versammlungshallen.

    Es kamen 13 Menschen ums Leben, darunter zwei Feuerwehrmänner. Etliche Menschen wurden verletzt.

    Im Anschluss an das Feuer wurde eine Kommission zur Untersuchung des Verhaltens der Feuerwehr eingesetzt. Die Feuerwehr wurde aber von allen Vorwürfen freigesprochen. Die Untersuchung ergab, dass es vor Ort massive Unklarheiten gab, wer die Befehlsgewalt über den Einsatz der Feuerwehr hatte.

    Danach wurde ein Gesetz erlassen, dass der Chef der Feuerwehr auch das Kommando über den Einsatz der Feuerwehr hatte.

    Ein weiterer Missstand war eine ungenügende Anzahl von Hydranten zur Löschwasserversorgung. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl schnell von 45 auf 97 und im nächsten Jahr auf 185.

    Die Gebäude wurden teils renoviert oder abgerissen und neu aufgebaut.

    Quellen und Links